Gibt es eine unentdeckte U-Bahn-Haltestelle?

Quelle: https://dialog.hochbahn.de/u-bahn-heute-und-morgen/mythos-steilshoop-eine-unentdeckte-u-bahn-haltestelle/
Erschienen: 27. März 2017
Autorin: Pia Seidel
Artikel: Mythos Steilshoop: Gibt es eine unentdeckte U-Bahn-Haltestelle?



Anmerkung durch den Webmaster: Interessant sind einige Kommentare zu dem Artikel wo ehemalige Bewohner/Arbeiter die Gleise / Gleisbett laut eigener Aussage gesehen haben. Kontraargument diesbezüglich sind die Gleise "nur" zum eigentlichen Bau des Zentrum in Steilshoop verwendet worden, für den An- bzw. Abtransport von Materialien / Baustoffen, und danach wieder abgebaut.

Dieser älterer Artikel von hochbahn.de wurde an dieser Stelle zur Archivierung gespiegelt.

Gerade im Hinblick auf die kommenden Jahre und dem Stand des Ausbaues wird vielleicht noch neue Details bekannt.

Hinweis: Ich mache mir den Artikel nicht zu eigen.




Gründgenstraße zwischen Einkaufszentrum und Kirche.
Bereich des ehemals geplanten Bahnhofs.


Seit Jahrzehnten hält sich hartnäckig das Gerücht, unter oder neben dem Einkaufszentrum in Steilshoop würde es bereits eine U-Bahn-Haltestelle geben. Wer im Internet sucht, findet schnell ganze Webseiten und Foren voll wilder Spekulationen.

Nur was ist denn wirklich dran an diesem Mythos? Ist unter Steilshoop etwa wirklich längst eine Haltestelle?

Bestandsaufnahme: Das sind die Gerüchte

Wer Steilshoop kennt, der kennt auch die aus dem Boden ragenden Spundwände entlang der Gründgensstraße. Ist das etwa die Seitenwand des U-Bahn-Tunnels unten drunter? Auch der Fußgängertunnel zwischen Einkaufszentrum und Ärztehaus mit seinen blauen Kacheln sieht verdächtig nach U-Bahn-Eingang aus.


Unterführung der Gründgenstraße mit Blick in das Einkaufzentrum.


Und im Untergeschoss des Einkaufszentrums gibt es eine Vielzahl verschlossener Türen, hinter denen sich wer weiß was verbirgt. Viel im und um das Einkaufszentrum nährt also die Gerüchte, dass hier längst der Rohbau einer Haltstelle existiert. Und Gleise, die will manch ein Augenzeuge in seiner Kindheit hier auch gesehen haben.

Wir haben nachgeforscht und einige Erklärungen gefunden.

Auf Spurensuche: Das haben wir gefunden

1961: Im noch eher ländlichen Steilshoop entsteht eine Großwohnsiedlung. Die Einwohnerzahlen der Hansestadt steigen und mit ihr der Bedarf an Wohnungen. Durch die Errichtung von Großwohnsiedlungen am Stadtrand erhofft sich der Hamburger Oberbaudirektor den Wohnungsbau generell anzukurbeln. Durch die höhere und dichtere Bebauung soll so weniger Fläche in Anspruch genommen werden. Gleichzeitig soll es in den Siedlungen alles geben, was für das tägliche Leben notwendig war. Schulen, Kindergärten, Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten.

Steilshoop entstand in den darauffolgenden Jahren in großen Teilen in Montagebauweise. Das war billiger und ging schneller. Dafür wurden riesige, oft geschosshohe Fertigbauteile verwendet, die in unmittelbarer Nähe zur Baustelle gefertigt wurden. Um sie zu transportieren und an ihren bestimmten Platz zu hieven wurden große schienengestützte Kräne eingesetzt. Schienen waren in der Siedlung also tatsächlich verlegt – nur eben über und nicht unter der Erde und nicht dauerhaft. Bis 1977 entstanden so in Steilshoop insgesamt 20 ringförmige vier- bis zehngeschossige Wohnblocks für mehr als 16.000 Bewohner.

Steilshoop galt lange als „Autostadt“ mit vielen Parkpaletten und Abstellflächen für Pkw. Nur wenige Buslinien wurden geplant, die die Bewohner zur nächstgelegenen Schnellbahn bringen sollten. Eine U-Bahn wurde zum Bau der Siedlung nicht realisiert. Aber Bebauungspläne aus der Zeit belegen Planungen, eine U-Bahn von Barmbek nach Bramfeld zu bauen – mit einer Haltestelle unter der Gründgensstraße.


Trassenplan Zentrum Neu Steilshoop.


Dafür wurde z.B. das Haus über der Gründgensstraße in der Mitte tief gegründet. Das scheint eine Absicherung gewesen zu sein, wenn darunter der U-Bahn-Tunnel gebaut worden wäre.


Plan im Bereich des Überbaues bei der Gründgenstraße.


Auch sind entlang der Gründgensstraße Spundwände gut sichtbar. Wofür die sind, ist nicht mehr ganz klar nachvollziehbar. Sie stützen jedenfalls das tiefer liegende Gelände Richtung Kirche ab. Klar ist auch, dass sich dahinter keine Tunnelwand der U-Bahn verbirgt, dafür wäre sie nämlich nicht tief genug gegründet.


Blick auf die Gründgenstraße.


Zeichnung mit der Aufteilung und Bahnstrecke.


Spundwand bei der Martin-Luther-King Kirche.


Mit der Ölkrise von 1972/73 und der darauf folgenden Wirtschaftskrise wurden die Pläne für die U-Bahn nach Bramfeld dann jedoch auf Eis gelegt. Es gab schlichtweg kein Geld und alle Pläne landeten in der Schublade.

Gebaut wurde dennoch, nämlich ein Fußgängertunnel unterhalb der Gründgensstraße.

Rein optisch erinnert dieser sehr stark an Eingänge mancher U-Bahn-Haltestellen. Kein Wunder, wurde er damals doch von der gleichen Behörde gebaut, die auch für den U-Bahn-Neubau zuständig gewesen wäre. Hinter den Wänden des Tunnels verbirgt sich dennoch kein Hohlraum oder zugemauerter Eingang zur verborgenen Haltstelle. Wäre dahinter eine fertige Haltestelle, hätten wir spätestens bei den bis zu 40 Meter tiefen Bohrungen, die wir dort durchgeführt haben, zumindest auf den Beton der Bodenplatte stoßen müssen. Stattdessen zeigen die Ergebnisse: ganz normaler Boden, kein Beton, kein Schutt, kein Schotter.
Und auch wenn viele den Zugang zur Haltestelle im Untergeschoss des Einkaufszentrums vermuten, auch hier haben wir nichts gefunden. Und dort haben wir immerhin hinter jede Tür geschaut.


Damaliger Plan des Untergeschoß des Einkaufszentrum.


Aktueller Stand bei der Gründgenstraße unterem Bereich.


Was am Ende bleibt: Steilshoop hat keine U-Bahn

Bekommt jetzt aber die U5. Die Machbarkeitsuntersuchung für eine Haltestelle in Steilshoop ist abgeschlossen. Gerade läuft die Vorentwurfs-, Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Dann können Steilshooper schnell und einfach mit der Schnellbahn in die Innenstadt fahren.

Erstversion vom 03.06.2024. Letzte Aktualisierung am 03.06.2024.

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