Gaststätte >Zur Steilshoper Höh<

Die folgende Ansichtskarte zeigt auf der Vorderseite die Gaststätte "Zur Steilshoper Höh´" aus dem Jahr 1920. Ein andere Quelle weist auf ~1910 hin.

Die echt gelaufene Karte wurde aber erst 1929 versendet.

Ersteigert wurde die Karte August 2008 bei ebay für rund 11 Euro.

Zur Steilshoper Höh
Vorderseite der Ansichtskarte

Zur Steilshoper Höh
Rückseite

Zur Gaststätte

Leider gibt es nur wenige Informationen zu diesem ehemaligen Treffpunkt im Zentrum des alten Steilshoops.

Bekannt ist, das es wenigstens von ~1910 bis 1929 existiert hat, eventuell auch früher und später noch. Zudem befand sich die Örtlichkeit am oder in der Nähe des alten Dorfplatzes (ca. heute Ecke Schwarzer Weg / Steilshooper Strasse).

Wie auf der Rückseite zu lesen, ist die Anschrift Bismarckstraße 56. Hierbei handelt es sich um die Steilshooper Straße. Damals ging diese noch bis nach Bramfeld. Inzwischen ist ein Teilstück Bestandteil der Steilshooper Allee.

Eine andere Ortsbeschreibung schreibt von "an der Bismarckstraße dicht beim Hinschhof".

Beschrieben wird das Lokal, das nach dem 1. Weltkrieg im Besitz der Familie Schuster war, als ein "Haus hinter dem sich Weide, Kühe und Apfelbäume befanden. Dort bekamen wir Kinder (Bruder geb. 1914, Frau E. 1911) - obwohl es verboten war - Milch zu trinken und auch eine Kanne voll mit."

1912 gab es mindestens drei Gastwirtschaften. Bekannt sind auf jedenfall das hier im Artikel besprochene Steilshoper Höh und die Schmuck´s Höhe. Ob als drittes das Ausfluglokal Forsthof gemeint ist, oder noch eine Lokalität, ist aus der Quelle nicht ersehbar.

Das Foto

Wie oben schon beschrieben gibt es zum Aufnahmedatum des Bildes zwei Daten, einmal ~1910 und 1920, wobei das letztere Datum realistischer ist, da diese Angabe aus dem örtlichen Archiv stammt.

Daher auch die darunter gesetzte Beschreibung zum Bild aus dem Band (Stadtteilgeschichtsführer Bramfeld-Steilshoop):
"Die Gaststätte Steilshooper Höh um 1920. Das Lokal gehörte Alwin Schuster, es wurde von seiner Tochter weitergeführt und befand sich an der Ecke Schwarzer Weg / Steilshooper Straße."

Meine Anmerkung dazu:
Ein Vergleich mit meinen Forsthof-Karten lässt keine Bestätigung der obigen Aussage zu. Weder die Werbung, noch die Kleidung sind für beide Zeiträume ungewöhnlich.
Leider habe ich noch kein Photo zum vergleichen gefunden.

Grusstext

Abschrift folgt

Philatelistische Aspekte

Die Karte wurde am 15. Juli 1929 im zentralen Postamt Hamburg 1 entwertet. Daher kann man davon ausgehen, das die Karte in einem Briefkasten gesteckt wurde.

Die Entwertung fand mit dem Einkreis-Maschinenstempel mit Werbeteil und dem Unterscheidungsbuchstaben * b zwischen 08:00 und 09:00 vormittags statt.

Entwertet wurde eine 8 Pfennig Hindenburg Marke aus der Serie "Reichspräsidenten". Es dürfte sich dabei um die Wert Michel Nummer 412 handeln, der am 01. September 1928 erschienen ist.

Das notwendige Porto in Höhe von acht Pfennige für Postkarten im Fernverkehr (von Hamburg nach Mölln) ist somit korrekt abgedeckt. Dieser Tarif galt zwischen 01.08.1927 bis 15.01.1932.

Sammler Aspekte

Dem aufmerksamen und kenntnisreichen Betrachter fallen sicher einige Hinweise / Bemerkungen auf der Rückseite der Karte auf.

Diese stammen von Sammlern und Händlern.
  • "Sammlung Lachmund"-Stempel mit Wappen (oben mittig)
    Früher eine übliche Art Sammlungsobjekte als Eigentum zu markieren. Diente in erster Linie als Diebstahlschutz. Heute absolut ein Tabu einen Beleg so zu verunstalten.
  • "(heute Steilshooper Str.)" unterhalb der Abschriftangabe
    Ein Hinweis für die regionale Einordnung der Karte. Da viele Sammlungen / Verkaufsbestände nach Regionen sortiert sind, einen entsprechenden Hinweis, da die Strasse in der Form nicht mehr existiert.
    Noch heute eine gängige Methode entsprechende Notizen mit einem Bleistift direkt auf dem Beleg zu hinterlassen.
  • "Koda 2, 3, 1/4" (oben rechts)
    Vermutlich ebenfalls ein Sortierungsvermerk, da mit den gleichen Stift geschrieben wie der Obige.

Einschätzung der Wertigkeit des Beleges

Die klassischen philatelistischen Berwertungsmaßstäbe würden so eine Karte im Bereich von 50 Cent bis 1 Euro sehen.
Weder die Marke, der Stempel, der Tarif, als auch das Produkt an sich haben einen besonderen Wert.

Einzig die Seltenheit der Ansichtskarte aus einer von Sammlern gerne gesammelten Epoche, insbesondere für Hamburg-Sammler, macht den Wert aus. Dieser ist, angesicht der Tatsache das von dieser Karte wohl weniger als zehn Exemplare noch existieren, zwischen 10 und 20 Euro zu bemessen.

Quellen

  • "Bramfeld / Steilshoop im Wandel" von Uwe Schubert, Medien-Verlag Schubert 1989
  • "Steilshoop: Die Feldmark wird Bauland" von Ulrike Hoppe und Hannelore Zuschlag, Stadtteilarchiv Bramfeld 1994
  • "Stadtteilgeschichtsführer Bramfeld-Steilshoop" von Jürgen Erbe und Achim Kolbe, Stadtteilarchiv Bramfeld 1993
  • Michel Deutschland Spezial Katalog 1994


Erstversion vom 06.09.2008. Letzte Aktualisierung am 26.01.2024.

Kommentare

von P. Pries am 09.11.2010 11:44
Hallo, meine Familie hat noch im Dorf Steilshoop, Schwarzer Weg 6, gewohnt. Mein Großvater war dort Wagenbauer und Stellmacher. Die Gastwirtschaft stand noch 1970. Die Töchter "Siemers" -auf dem Foto- kannte ich als kleiner Junge noch persönlich. Es gab dort immer leckeres Eis. Mein Großvater hat dort das eine oder andere Bierchen getrunken. Mit freundlichen Grüßen Peter Pries
von P.Pries am 09.11.2010 12:03
Hallo, noch ein kleiner Nachtrag. Steilhoop gehörte bis 1937 zum Kreis Stormarn, Preußen. Und nicht wie auf dem Poststempel zu lesen ist, Hamburg. Peter Pries
von Coki am 11.11.2010 20:04
Hallo Peter
Danke für deine tollen Infos. Hast du vielleicht noch mehr zur Gastwirtschaft oder generell Infos von Steilshoop (oder dem dort damals lebenden Teil der Familie)? Wenn ja, kannst du sie mir gerne auch per Mail (webmaster@kerlin.de) zusenden.

Bezüglich des Hamburg auf dem Stempel.
Das ist korrekt. Im Prinzip grenzte Hamburg direkt an Steilshoop und es war damals für die Steilshooper einfacher die Post nach Barmbek einzuliefern als beim nächsten preußischen Postamt.

Gruss,
Coki
von H.-G. Rast am 27.11.2015 17:59
Ich wohnte von 1953 bis 1972 im KGV Hinschgrund. Die Gaststätte gab es noch um 1960. Sie hieß soweit ich mich noch erinnern kann "Janet".

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